Schlagzeilen
Zum Tod von Brigitte Bardot: "BB" - ein Mythos mit Kratzern

In den 1950er-Jahren war es ihre demonstrative Unabhängigkeit, später sorgte sie mit ihren politischen Ansichten für Aufruhr. Jetzt ist Frankreichs große Filmikone Brigitte Bardot mit 91 Jahren gestorben.
So hatte noch keine auf der Leinwand getanzt: barfuß, wild, lasziv. Mit dem Film "Und immer lockt das Weib" aus dem Jahr 1956 wird die damals 22-jährige Brigitte Bardot weltberühmt.
"BB", wie sie fortan genannt wird, avanciert zur meistfotografierten Person ihrer Zeit: Schmollmund, blond, aufreizend und unabhängig - ein Vorbild für viele Frauen, vergöttert von Männern, verhasst von Moralaposteln. Sie lebt das Gegenmodell zu ihrer bürgerlich-katholischen Herkunft als Tochter eines Industriellen.
Sie geht wechselnde Liebschaften und vier Ehen ein - unter anderem mit dem Schauspieler Jean-Louis Trintignant und dem als Playboy bekannten Deutschen Gunter Sachs. Bardot dreht etwa 50 Filme. Nouvelle-Vague-Regisseur Jean-Luc Godard besetzt sie 1963 in dem hollywoodkritischen Kunstfilm "Die Verachtung".
Ikone der Frauenbewegung
Der Rummel um "BB" wird immer größer. Sie feiert Erfolge als Model, Schauspielerin und Sängerin. Mit dem Chansonnier und Provokateur Serge Gainsbourg singt sie "Bonnie and Clyde".
Ihre freizügige Selbstbestimmtheit macht sie zur Ikone der Frauenbewegung. Dabei ist ihre Haltung zum Feminismus ambivalent: "Ich finde es gut, dass sich die Frauen befreien, aber man muss sich ja nicht einer Bewegung anschließen", sagte sie einst. Man könne sich befreien, ohne gleich radikal zu werden. "Wir sollten uns bewusst sein, dass eine Frau das Schönste ist, was es auf der Welt gibt - wenn sie eine wahre Frau bleibt."
Für Tierschutz - und Marine Le Pen
Mitte der 70er-Jahre mit knapp 40 hört Bardot mit dem Schauspielen auf und zieht sich nach Saint-Tropez an die Côte d’Azur zurück. Später erinnert sich der Bürgermeister des glamourösen Hafenstädtchens: "Auf den Touristenbooten hieß es: Zu ihrer Linken können Sie gleich hinter dem Anleger das Haus von Brigitte Bardot sehen!"
Aus ihrem Anwesen La Madrague machte Brigitte Bardot eine Zuflucht für sich und ihre Tiere. In der Öffentlichkeit zeigte sie sich kaum noch. Ihren Ruhm setzte sie unermüdlich für Kampagnen gegen Tierquälerei überall auf der Welt ein.
Und avancierte zu einer populären Stimme der französischen Rechten: "Die französische Gesellschaft entwickelt sich nicht in die richtige Richtung, deshalb bin ich konservativ", sagte sie. "Ich mag Marine Le Pen sehr. Sie ist die einzige Frau, die Eier hat. Sie hat eine Vision von Frankreich, die ich gerne umgesetzt sähe."
Mythos angeschlagen, aber ungebrochen
In ihrem Buch "Ein Ruf aus der Stille" von 2003 geißelt sie die angebliche Islamisierung, äußert sich abfällig über Migranten, glorifiziert das Frankreich der 1950er- und 60er-Jahren und beklagt den Niedergang französischer Werte und Traditionen: "Früher habe ich mit meinem Hintern schockiert, jetzt schockiere ich mit meinen Büchern. Das ist das Gleiche."
Mehrmals wird sie wegen Aufstachelung zum Rassenhass verurteilt. Und im Zusammenhang mit der MeToo-Debatte 2018 bezeichnet sie die Anschuldigungen von Schauspielerinnen gegen Produzenten und Regisseure als "scheinheilig und lächerlich". So hatte das Image von Brigitte Bardot an ihrem Lebensabend Kratzer bekommen. Der Mythos "BB" aber war bis zuletzt ungebrochen.
Krieg gegen die Ukraine: Putin droht vor Treffen zwischen Trump und Selenskyj

Vor dem heutigen Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj und US-Präsident Trump stößt Kremlchef Putin neue Drohungen aus. Der Ukraine wirft er zudem vor, Friedensbemühungen zu verschleppen.
Die Treffen und die Aufnahmen davon haben etwas Ritualisiertes: Russlands Präsident Wladimir Putin trifft seinen Generalstabschef Waleri Gerassimow. Und Gerassimow berichtet seinem Oberbefehlshaber Putin vor laufender Kamera von den russischen Geländegewinnen. Ein solcher Frontbericht am Abend vor dem Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump?
Es soll zeigen, dass Russland auf dem Siegeskurs sei. Und tatsächlich: Moskau soll große Teile der Region Donezk und fast die ganze Region Luhansk kontrollieren; zusammen sind die Regionen als Donbass bekannt.
Schuldzuweisungen aus dem Kreml
Dass Selenskyj angeboten hat, die ukrainischen Truppen aus der östlichen Donbass-Region abzuziehen, falls sich auch Russland zurückzieht, dazu hat sich Putin bisher nicht geäußert. Am Abend warf er der politischen Führung in Kiew vielmehr vor, auf Zeit zu spielen und Friedensbemühungen zu verschleppen. Kiew habe es noch nicht eilig, diesen Konflikt mit friedlichen Mitteln zu lösen, sagte er.
Friedliche Mittel - im Sinne Putins: Das heißt: Die Ukraine soll alle von Russland beanspruchten Gebiete räumen und völkerrechtlich verbindlich anerkennen, dass sie zu Russland gehören. Dazu soll Kiew in der Verfassung der Ukraine festschreiben, dass das Land keine NATO-Mitgliedschaft anstrebe.
Forderungen und Drohungen
Außerdem noch einige Forderungen mehr. Würde sie Selenskyj annehmen, käme das einer Kapitulation gleich. Putin jedoch hält alles andere als diese, wie er immer sagt "diplomatische Lösung" für unannehmbar. Auch am Abend vor dem Treffen zwischen Selenskyj und Trump eine Machtdemonstration. Wenn Kiew die Angelegenheit nicht friedlich beenden wolle, werde man dies mit bewaffneten Mitteln lösen, so Putin.
Kurz gesagt: Wenn Selenskyj Putins Forderungen nicht nachkommen wolle, gehe der Krieg eben weiter. Dass auch Russland bisweilen unter Druck steht, ignoriert Putin. Immerhin mussten vergangene Nacht wegen ukrainischer Drohnenangriffe mehr als 300 Flüge in Moskau annulliert werden - oder hatten Verspätung. Auch von ukrainischer Seite also vor dem Treffen Selenskyj-Trump: Machtdemonstrationen.
Vor Treffen mit Trump: Verbündete sagen Selenskyj "volle Unterstützung" zu

Der ukrainische Präsident hat sich vor seinem Treffen mit Trump mit Verbündeten aus Europa und Kanada abgestimmt. Die sagten ihm erneut Unterstützung zu. Aggressor Russland behauptet unterdessen, weitere Gebiete erobert zu haben.
Am Sonntagabend empfängt US-Präsident Donald Trump den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Dabei soll über einen möglichen Weg gesprochen werden, wie der Krieg beendet werden kann, den Russland seit fast vier Jahren gegen die Ukraine führt. Die USA sehen sich in dem Konflikt als Vermittler.
Im Vorfeld beriet sich Selenskyj mit mehreren Verbündeten. Auf Initiative von Bundeskanzler Friedrich Merz habe der ukrainische Präsident eine Reihe von Staats- und Regierungschefs und Vertreter von EU und NATO über seine bevorstehenden Gespräche mit Trump informiert, teilte die Bundesregierung am Samstagabend mit.
"Volle Unterstützung" aus Europa und Kanada
Über konkrete Inhalte wurde bislang nichts bekannt. In der Mitteilung hieß es lediglich, elf Staats- und Regierungschefs aus Europa und Kanada sowie die Spitzen von NATO und der EU hätten der Ukraine "ihre volle Unterstützung" zugesichert und unterstrichen, "in enger Koordination mit den USA für einen nachhaltigen und gerechten Frieden in der Ukraine einzutreten".
Selenskyj will Europäer nach Trump-Gespräch informieren
Selenskyj selbst hatte zuvor mitgeteilt, er wolle mit Trump über seine an Heiligabend präsentierten 20 Punkte für einen möglichen Friedensplan sprechen. Kernthema seien die Sicherheitsgarantien für die Ukraine für den Fall eines Waffenstillstands, um vor einem neuen russischen Angriff dauerhaft geschützt zu sein. Der 20-Punkte-Plan baut auf einem 28-Punkte-Plan auf, den die USA im November vorgelegt hatten und der als sehr russlandfreundlich kritisiert worden war.
Auf dem Weg in die USA traf Selenskyj Kanadas Premierminister Mark Carney im kanadischen Halifax. Das Treffen von Trump und Selenskyj soll in Trumps Residenz Mar-a-Lago in Florida stattfinden - am Sonntag um 13 Uhr Ortszeit (19 Uhr MEZ). Ursprünglich war das Treffen für 15 Uhr Ortszeit vorgesehen, wurde dann aber laut Weißem Haus vorverlegt. Vertreter Russlands oder Europas sind nicht dabei.
Putin droht erneut mit Fortsetzung des Krieges
Aus dem Kreml kamen im Vorfeld des Treffens von Trump und Selenskyj ähnliche Äußerungen wie zuletzt vor nahezu jeder Gesprächsrunde: Präsident Wladimir Putin warf der Ukraine vor, den Krieg nicht auf friedlichem Wege beenden zu wollen. Zugleich drohte er erneut damit, dass Russland alle Ziele gewaltsam durchsetzen werde, sollte die Ukraine nicht einlenken.
"Wenn der Machtapparat in Kiew nicht bereit ist, die Angelegenheit friedlich zu regeln, dann werden wir alle vor uns liegenden Aufgaben im Rahmen der speziellen Militäroperation mit Waffengewalt lösen", sagte Putin. Zudem erklärte er, weitere Gebiete erobert zu haben - unter anderem in der Region Donezk. In Russland darf der Krieg nicht Krieg genannt werden, sondern wird von der Führung als "spezielle Militäroperation" bezeichnet.
Selenskyj wirft Putin immer wieder Lügen über angebliche Eroberungen vor. Kurz vor dem Treffen mit Trump sagte er aber auch, es gebe Kompromissvorschläge für die offenen Gebietsfragen. Er betonte zugleich erneut, dass es "rote Linien für die Ukraine und das ukrainische Volk" gebe.
Massive Angriffe - auch auf Kiew
Die russische Führung hatte bereits mehrfach behauptet, zu Verhandlungen über eine Beendigung des Krieges bereit zu sein, war dabei aber stets bei ihren Maximalforderungen geblieben. Als Kernpunkt gilt - neben den Sicherheitsgarantien - die Frage möglicher Gebietsabtretungen. Russische Truppen haben derzeit etwa ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets unter ihrer Kontrolle. Putin beansprucht aber auch Gebiete, die nie von russischen Truppen erobert wurden. Dabei geht es vor allem um den Westen der Region Donezk.
In der Nacht auf Samstag hatte Russland die Ukraine erneut mit massiven Angriffen überzogen - auch die Hauptstadt Kiew. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte, diese Angriffe hätten den Kontrast verdeutlicht zwischen "der Bereitschaft der Ukraine, einen dauerhaften Frieden zu erreichen, und der Entschlossenheit Russlands, den Krieg fortzusetzen". Auch in der Nacht auf Sonntag setzte Russland seine Angriffe fort.
Mitgliederbegehren: SPD-Entscheid zum Bürgergeld kommt wohl zu spät

In der SPD grummelt es wegen der Bürgergeldreform. Doch ein Mitgliederbegehren könnte zu spät kommen, um die Verabschiedung im Bundestag noch zu stoppen. Die Initiatoren drängen auf eine Verschiebung der Reform.
Ein Mitgliederbegehren in der SPD gegen die Reform des Bürgergeldes dürfte zu spät kommen. Der Parteivorstand hat den Start der Abstimmung auf den 23. Dezember festgelegt, wie die Nachrichtenagentur dpa erfuhr. Gültig ist das Begehren nur, wenn innerhalb von drei Monaten mindestens 20 Prozent der Mitglieder zustimmen. Nach Informationen der Bild am Sonntag soll die Reform bereits Anfang März im Bundestag beschlossen werden. Das wäre rund drei Wochen vor dem voraussichtlichen Abschluss des SPD-Begehrens.
Die Initiatoren wollen erreichen, dass Sanktionen beim Bürgergeld nicht verschärft werden. "Wer auf Unterstützung angewiesen ist, darf nicht in Existenzangst gedrängt werden", schreiben sie.
"Zeitplan ist unglücklich"
Sophie Ringhand, Thüringer Jusos-Chefin und Erstunterzeichnerin des Begehrens, bedauerte in der Bild am Sonntag den Zeitplan: "Es wäre im Sinne der Parteikultur angemessen, Rücksicht auf die Stimmen in der Partei zu nehmen. Aber es besteht für die Fraktion keine Pflicht. Der Zeitplan ist unglücklich, aber nicht zu ändern."
Mitinitiator Denny Möller ging einen Schritt weiter und forderte eine Verschiebung der Reform. "Ich erwarte von der SPD-Spitze, dass sie das Mitgliederbegehren ernst nimmt. Das parlamentarische Verfahren darf nicht abgeschlossen werden, bevor das Mitgliederbegehren beendet und ausgewertet ist", sagte er der Zeitung.
Normalerweise läuft das Verfahren so: Ist das Begehren erfolgreich, entscheidet der Parteivorstand, ob er die Forderungen umsetzt oder nicht. Bindend ist das Abstimmungsergebnis nicht.
Bürgergeldreform sieht Sanktionen vor
Noch im Dezember hatte die Initiative genug Unterschriften erhalten und damit eine erste Hürde genommen. Die Reform des Bürgergeldes sieht weitreichende Sanktionen vor: Empfänger, die nicht mit der Arbeitsagentur kooperieren, sollen schärfer sanktioniert werden.
Pflegeversicherung: GKV-Chef warnt vor Zahlungsunfähigkeit von Pflegekassen

Im kommenden Jahr könnte mehreren Pflegekassen die Zahlungsunfähigkeit drohen. Davor warnt der Chef des GKV-Spitzenverbandes, Blatt. Er fordert, die Bedingungen für die Anerkennung von Pflegebedürftigkeit zu verschärfen.
Der Spitzenverband der Krankenkassen drängt auf Reformen in der Pflege und warnt vor drohender Zahlungsunfähigkeit mehrerer Pflegekassen im kommenden Jahr.
"Die Pflegeversicherung lebt auf Pump mit Darlehen des Bundes in Höhe von mittlerweile 4,2 Milliarden Euro", sagte der Chef des GKV-Spitzenverbandes, Oliver Blatt, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Das decke 2026 zwar annähernd das Defizit, allerdings nur rein rechnerisch.
Die Finanzierung sei "derart auf Kante genäht", dass nach Einschätzung seines Verbandes "einzelne Pflegekassen im kommenden Jahr Liquiditätshilfen benötigen werden", sagte Blatt. "Dafür gibt es zwar ein geregeltes Verfahren, doch es zeigt, wie stark der Reformbedarf ist."
"Brisanz der Lage immer noch nicht allen klar"
Mit Blick auf die Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Pflegereform, die Anfang Dezember umstrittene Ergebnisse vorgelegt hatte, sagte Blatt: "Ich habe den Eindruck, die Brisanz der Lage ist immer noch nicht allen Beteiligten klar."
Der Verbandschef sprach sich unter anderem dafür aus, die Bedingungen für die Anerkennung einer Pflegebedürftigkeit und die Einstufung in einen der fünf Pflegegrade zu verschärfen. Die Reform von 2017 sei "sehr großzügig" gestaltet worden, argumentierte er. Seitdem habe sich die Zahl der Pflegebedürftigen in etwa verdoppelt, von drei auf fast sechs Millionen.
Erneute Parlamentswahl: Neue Regierung oder Dauerkrise im Kosovo?

Im Kosovo wird heute zum zweiten Mal in diesem Jahr gewählt. Zehn Monate lang fand der linksnationale Premier Kurti keinen Koalitionspartner. Die Opposition sieht ihn als Spalter, er selbst strebt die absolute Mehrheit an.
Die politische Ausgangslage im Kosovo ist das, was man eine politische Pattsituation nennt. Der stärkste politische Akteur ist Noch-Premier Albin Kurti. Von ihm hing alles ab in den vergangenen Monaten, und das könnte sich auch weiter so fortsetzen.
Kurti regierte mit seiner linksnationalen Vetevendosje-Partei eine volle Legislaturperiode lang (von 2021 bis 2025) mit absoluter Mehrheit. Dann holte seine Partei bei der Parlamentswahl im Februar rund 42 Prozent der Stimmen. Das war zwar auch wieder das mit Abstand beste Ergebnis, doch Kurti brauchte von da an einen Koalitionspartner und fand ihn nicht. Das liegt unter anderem daran, dass er zu sehr polarisiert.
Kämpfer für Selbstbestimmung oder Populist?
Der 50-jährige Kurti ist ein ehemaliger Anführer von Studentenprotesten und politischer Aktivist der Kosovo-Untergrundarmee UCK. Unter dem Regime des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic wurde er im Gefängnis gefoltert.
Kurti galt nach seiner Freilassung als Kämpfer für die Selbstbestimmung des Kosovo und gegen die Korruption. Viele seiner Anhänger verehren ihn noch immer und betreiben einen regelrechten Personenkult um ihn.
Andere sehen ihn dagegen als eine politische Enttäuschung und als einen Populisten. Die Opposition wirft Kurti vor, in seiner vierjährigen Regierungszeit so arrogant und autoritär geworden zu sein, dass eine Kooperation mit ihm unmöglich geworden sei.
Kurti wiederum sieht die Schuld an der aktuellen Regierungskrise nur bei den anderen Parteien. Sie seien destruktiv und von Neid und Missgunst durchzogen.
Wahlsieger ohne ausreichende Mehrheit
Albin Kurti hätte nach der Wahl im Februar mit 42 Prozent der Stimmen eigentlich leicht einen Koalitionspartner finden können. Doch es fehlte der Wille für ernsthafte Koalitionsverhandlungen - so sieht es einer der bekanntesten Politikanalysten des Kosovo, Albert Krasniqi, von der Nichtregierungsorganisation Democracy Plus. Er sagt: "Die regierende Vetevendosje-Partei wollte ihre Macht nicht mit anderen Parteien teilen." Sie habe sich darauf fokussiert, einzelne Abgeordnete auf ihre Seite zu ziehen. "Und statt mit den Oppositionsparteien zu verhandeln, wurden diese attackiert."
Vetevendosje habe auf Neuwahlen zum Jahresende spekuliert, weil dann viele Kosovaren aus der Diaspora auf Heimaturlaub sind. "Es wird geschätzt, dass da mehr als 300.000 Leute kommen und dass die meisten Vetevendosje-Wähler sind", sagt Krasniqi.
Wahl des Parlamentspräsidenten 50 Mal gescheitert
Seit gut zehn Monaten dauert nun schon die Regierungskrise im Kosovo an. Ein Problem war dabei auch die kosovarische Verfassung. Sie sieht vor, dass nach jeder Parlamentswahl zuerst das Parlament neu formiert werden muss. Dazu muss die stärkste Partei einen Parlamentspräsidenten vorschlagen und der muss dann von der absoluten Mehrheit des Parlaments gewählt werden.
Das scheiterte in diesem Jahr mehr als 50 Mal. Die Vetevendosje-Partei hatte insgesamt fünf Kandidaten vorgeschlagen. Für die anderen Parteien waren das zum Teil sehr umstrittene Politiker. Erst Ende August, nach siebeneinhalb Monaten, konnte man sich auf einen Kandidaten einigen.
Doch dann scheiterte die Bildung einer Regierungskoalition ziemlich schnell. Es hatte nie ernsthafte Verhandlungen gegeben, zwischen Kurtis Vetevendosje und den drei großen Oppositionsparteien, PDK, LDK und AAK.
Opposition beklagt Spaltung des Landes
Lumir Abdixhiku, der Vorsitzende der liberalkonservativen LDK-Partei (einer Partnerpartei von CDU und CSU), klang immer so, als ob es mit Kurti nicht ansatzweise ein Vertrauensverhältnis gäbe. "Wir haben eine Regierung erlebt, die keine gleichberechtigten Bürger anerkennt, sondern zwischen Anhängern und Feinden unterscheidet", sagt Abdixhiku. Die Regierung habe das Land in "Patrioten und Verräter, in Gut und Böse" gespalten und ein Klima des Zorns statt des Friedens geschaffen, so der LDK-Politiker.
Die Oppositionsparteien werfen Kurti vor, als Premierminister eine schlechte Wirtschaftspolitik gemacht zu haben. Er habe sich zudem in den Konflikt mit der serbischen Minderheit im Norden des Kosovo verbissen. Kurti ließ dort lokale serbische Behördenstrukturen schließen und seine kosovo-albanische Polizei zum Teil hart durchgreifen.
Viele Vetevendosje-Anhänger rechnen das Kurti hoch an. Aus ihrer Sicht beschützt er den Kosovo vor dem Einfluss der autoritären serbischen Regierung in Belgrad.
Kurti gibt sich kämpferisch
Die EU verhängte jedoch Sanktionen gegen den Kosovo. Zwischen einer halben und einer Milliarde Euro an Hilfsgeldern wurden eingefroren. Wobei das ab Anfang kommenden Jahres laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zum Teil wieder aufgehoben werden soll.
Kurti wirft den Oppositionsparteien vor, die alte korrupte Machtelite des Landes zu verkörpern und für die aktuelle Regierungskrise verantwortlich zu sein. Kurti gab sich vor wenigen Tagen bei einem Wahlkampfauftritt kämpferisch. "Am 28. Dezember müssen wir einen weiteren Sieg erringen. Und wir brauchen mehr als 50 Prozent, um das Parlament schnell zu konstituieren und eine stabile Regierung zu bilden." Man sei in dieser Legislaturperiode auf "Destruktivität gestoßen, auf Wut und Neid, auf viele Blockaden und Hindernisse", so Kurti in seiner Wahlkampfrede.
Gefahr einer politischen Dauerkrise
Wenn es nun bei der Wiederholung der Parlamentswahl wieder keine klaren Mehrheitsverhältnisse und keine Kooperationen gibt, dann kommt recht bald ein weiteres Problem hinzu. Im April läuft die Amtszeit der Staatspräsidentin Vjosa Osmani aus, und das Parlament muss im März einen neuen Präsidenten wählen mit einem bestimmten Quorum.
Wenn das scheitert, dann muss sich das Parlament erneut auflösen. Und dann könnte es im Kosovo eine politische Dauerkrise geben.
Bericht des Bauernverbands: Umsatz mit Biolebensmitteln deutlich gestiegen

Der Umsatz mit biologisch erzeugten Lebensmitteln wird nach einem Bericht des Bauernverbands 2025 die Marke von 18 Milliarden Euro wohl deutlich überschreiten. Wachstumstreiber waren erneut die Bioeigenmarken der Handelsketten.
Das Geschäft mit Bio-Lebensmitteln in Deutschland legt nach Branchenangaben deutlich zu. Die heimische Produktion entwickelt sich aber weiterhin nur stockend. Für 2025 lasse sich ein kräftiges Umsatzwachstum von etwa acht Prozent erwarten, heißt es in einem Marktbericht des Deutschen Bauernverbands, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. "Damit ist die Absatzflaute des Inflationsjahres 2022 endgültig überwunden." Während die Nachfrage wachse, stagniere aber die Erzeugung.
In diesem Jahr dürfte nach vorliegenden Daten die Marke von 18 Milliarden Euro Bioumsatz deutlich überschritten werden. Wachstumstreiber seien 2025 erneut die Bioeigenmarken der Handelsketten gewesen. Bei den Absatzkanälen für Bioprodukte habe neben den Supermärkten und Drogeriemärkten aber auch der Naturkostfachhandel nach langer Zeit wieder zu den Gewinnern gezählt.
Erster Rekordwert bereits 2024 erreicht
Bereits im vergangenen Jahr war der Biogesamtumsatz nach Angaben des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft um 5,7 Prozent auf den Rekordwert von 17 Milliarden Euro gestiegen. Damit ließ die Branche den Dämpfer von 2022 weiter hinter sich, als der lange erfolgsverwöhnte Markt erstmals im Minus war.
Die Bioproduktion auf den Feldern und in den Ställen bleibt jedoch nach wie vor hinter der anziehenden Nachfrage zurück. Die Umstellungsbereitschaft in der Landwirtschaft sei 2025 erneut äußerst verhalten gewesen, heißt es im Bericht des Bauernverbands. Der Bio-Branchenverband wies schon zu Jahresbeginn darauf hin, dass das Angebot der Nachfrage hinterherzuhinken drohe - mit der Gefahr, dass der Handel sie nur durch Importe befriedigen kann.
Dabei ist der Ökolandbau im vergangenen Jahr weiter gewachsen, aber nur langsam. Biologisch bewirtschaftet werden laut Bundesagrarministerium nun 11,5 Prozent der Agrarfläche - nach 11,4 Prozent 2023. Das Ziel eines Anteils von 30 Prozent bis 2030, das einst die Ampelkoalition aufstellte, bleibt damit weit entfernt.
Tief "Johannes": Tote durch Wintersturm in Schweden

Drei Tote, Zehntausende Haushalte ohne Strom - so die vorläufige Bilanz von Wintersturm "Johannes", der Skandinavien getroffen hatte. Zwar hat der Wind inzwischen nachgelassen, doch noch immer gibt es Probleme.
In Schweden sind drei Menschen durch Wintersturm "Johannes" ums Leben gekommen. Laut Berichten von Nachrichtenagenturen wurden alle drei von umstürzenden Bäumen erschlagen. Eines der Opfer war ein Mitarbeiter eines Stromversorgers, der bei einem Außeneinsatz ums Leben kam.
In Schweden, Norwegen und Finnland waren wegen des Sturms mehr als 140.000 Haushalte zeitweise ohne Strom - die meisten von ihnen in Finnland. Ein Stromversorger teilte mit, es werden wohl noch bis Montag dauern, ehe man alle Kunden wieder mit Strom versorgen kann.
Reisende mussten in Zügen übernachten
Zwar ließ der Sturm am Sonntag nach, es kam aber weiterhin zu zahlreichen Verkehrsbehinderungen. In Schweden und Finnland wurden am Vormittag etliche Zugverbindungen gestrichen, auch viele Flüge und Fähren fielen aus oder waren deutlich verspätet. Reisende mussten zum Teil in Zügen übernachten, wie der Sender SVT berichtet.
Europas größter aktiver Vulkan: Ätna spuckt Lavafontänen und Asche

Der Ätna auf Sizilien spuckt Asche und meterhohe Lavafontänen. Laut Behörden hat die Aktivität derzeit keine Auswirkungen auf den Betrieb des Flughafens Catania. Die Warnstufe für die Luftfahrt wurde aber angehoben.
Der Vulkan Ätna auf der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien ist wieder ausgebrochen. Es gebe Dutzende Meter hohe Lavafontänen an den Gipfelkratern, teilte das nationale italienische Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) mit. Der Vulkan stoße anhaltend Asche aus. Am Nordostkrater habe es eine Serie starker Explosionen gegeben. Ein 1,8 Kilometer langer Lavastrom bewege sich in östlicher Richtung.
Der Zivilschutz hob die Warnstufe von Grün auf Gelb an. Damit gilt eine Vorwarnung, teilte die Behörde mit. Die lokalen Zivilschutzbehörden seien aufgefordert, Maßnahmen zur Risikominderung zu ergreifen, vor allem mit Blick auf Wanderer in den Höhenlagen. Die Bevölkerung werde gebeten, sich auf dem Laufenden zu halten und die Anweisungen der lokalen Zivilschutzbehörden zu befolgen.
Die Warnstufe für die Luftfahrt wurde laut INGV auf Rot angehoben, das ist laut Nachrichtenagentur Ansa die höchste Stufe auf einer vierstufigen Skala. Derzeit habe die aktuelle Eruptionsphase aber keine Auswirkungen auf den Betrieb des Flughafens in Catania, berichtete die Ansa.
Leichter Ascheregen
Schon am zweiten Weihnachtsfeiertag hatte das INGV über die gestiegene Aktivität berichtet. Es sei leichter Ascheregen in dem Küstenort Taormina und am Piano Provenzana gemeldet worden, wo es auch Skipisten gibt. Einige Explosionen gab es demnach auch am Krater Bocca Nuova, wo das glühende Material bis zu mehreren Dutzend Metern über den Kraterrand geworfen wurde.
Der rund 3.350 Meter hohe Ätna ist Europas größter aktiver Vulkan. Er bricht teils mehrmals im Jahr aus und wird von Fachleuten ständig überwacht. Die Ausbrüche ziehen viele Touristen an. Die genaue Höhe des Vulkans ändert sich durch Ausbrüche und Schlackenkegel immer wieder.
Regionales
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz: Zehn Ruderer aus Speyer kentern auf dem Rhein bei Mannheim

Zwei Ruderboote sind am Sonntag auf dem Rhein gekentert. Dabei fielen zehn Menschen ins Wasser. Sie konnten gerettet werden und kamen mit Unterkühlung in ein Krankenhaus.
Am Sonntagvormittag sind im Rhein bei Mannheim zwei Ruderboote aus Speyer gekentert. Auf Höhe der Reißinsel fielen dadurch zehn Personen in den eiskalten Fluss. Nach Angaben der Feuerwehr trugen sie alle Rettungswesten und konnten sich selbstständig an Land retten.
Mit Booten von der Reißinsel gerettet
Die Reißinsel ist ein Naturschutzgebiet und kann deshalb nicht befahren werden. Die zehn Ruderer aus Speyer wurden daher mit Booten der Feuerwehr und der Wasserschutzpolizei ins nahe gelegene Strandbad Neckarau gebracht, wo sie von Rettungskräften versorgt wurden.
Acht von ihnen wurden wegen Unterkühlung vorsichtshalber in ein Krankenhaus gebracht. Auch ein Rettungshubschrauber war im Einsatz und beobachtete das Geschehen aus der Luft.
Social-Media-Beitrag auf Instagram
Ruderclub wollte von Speyer nach Worms rudern
Nach Angaben der Polizei waren die Ruderer Teilnehmer eines Ausflugs von einem Speyerer Ruderclub und mit insgesamt vier Booten untwerwegs. 20 Teilnehmer im Alter von 55 bis 65 Jahren wollten darin von Speyer nach Worms rudern.
Berlin: Kältebus der Berliner Stadtmission ausgebrannt

Vier Kältebusse sind in Berlin unterwegs, um im Winter Obdachlose in warme Unterkünfte zu bringen. Doch jetzt fallen zwei Fahrzeuge aus: In der vergangenen Nacht wurde eines mutmaßlich in Brand gesteckt, ein weiteres wurde durch das Feuer beschädigt.
In Berlin-Moabit ist am frühen Sonntagmorgen ein Kältebus der Berliner Stadtmission in Brand gesetzt worden. Dabei wurde ein zweiter, daneben abgestellter Kältebus beschädigt, wie die Stadtmission und die Berliner Polizei mitteilten.
Laut Polizei hat ein Zeuge gegen 3 Uhr die Feuerwehr alarmiert. Er hatte beobachtet, wie eine unbekannte Person in der Seydlitzstraße bei den Kältebussen stand, von denen einer kurz darauf in Flammen aufging. Ein Brandkommissariat des Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen übernommen.
Beide Kältebusse könnten nun keine obdachlosen Menschen von der Straße in Notunterkünfte bringen, Stadtmissionsdirektor Christian Ceconi. Das sei bei den aktuellen Temperaturen "dramatisch und lebensgefährlich". Aktuell sinken die Temperaturen nachts unter den Gefrierpunkt.
Stadtmission: Im Schnitt 120 Anrufe in der Nacht
Die Berliner Stadtmission besitzt noch einen dritten Kältebus. Zudem habe der gemeinnützige Träger GEBEWO kurzfristig einen Bus mit Rollstuhlrampe zur Verfügung gestellt, teilte die Stadtmission mit. Das Deutsche Rote Kreuz betreibt in Berlin ebenfalls einen Bus ("Wärmebus").
Die Kältebusse werden von rund 60 Ehrenamtlichen gefahren und betreut, sie bringen Schlafsäcke, heißen Tee und Suppe zu Obdachlosen - oder fahren diese in eine Notunterkunft, um sie vor einem Kältetod zu bewahren, wenn die Betroffenen das wünschen.
"In Nächten wie diesen ist die Anrufrate hoch, da gehen im Schnitt 120 Anrufe und mehr ein", berichtete Stadtmissionsprecherin Barbara Breuer. "Nicht alle Menschen wollen aber in eine Notunterkunft gebracht werden, manchen reicht auch ein Schlafsack und ein Tee." Breuer betont: "Mit zwei Bussen kann man natürlich nicht das schaffen, was sonst drei schaffen." Die Stadtmission hofft nun auf Spenden, damit die Kältebusse bald wieder nutzbar sind.
Die Kältehilfe mit Notübernachtungsplätzen hat am 1. Oktober begonnen, seit dem 1. November sind die Kältebusse wieder im Einsatz. Laut der Stadtmission sind Kältebusse seit 1994 unterwegs. Während des vergangenen Winters hatten die drei Kältebusse der Stadtmission insgesamt 2.100 Menschen in Unterkünfte bringen können.
Brandenburg, Berlin: Mehr als 500 Unfälle am Wochenende in Berlin - Glättewarnung aufgehoben

Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und leichte Niederschläge führen zu sehr rutschigen Straßen und Wegen in Berlin und Brandenburg. Es gab am Wochenende Hunderte Unfälle. In der Nacht zum Sonntag beruhigte sich die Lage aber - doch bald ist wieder Vorsicht geboten.
- Deutscher Wetterdienst warnt vor glatten Straßen und Wegen
- nach Hunderten glättebedingten Unfällen am Samstag hat sich die Lage beruhigt
- Temperaturen am Sonntag steigen über den Gefrierpunkt, in den folgenden Nächten weiter Vorsicht nötig
In Berlin und Brandenburg ist die Glättegefahr auf den Straßen nach der Vielzahl von Unfällen am Wochenende wieder deutlich gesunken. Ein Sprecher der Brandenburger Polizei sagte dem rbb am Sonntagnachmittag, seit dem Vormittag habe sich die Lage entspannt. Es gebe aktuell kein erhöhtes Unfallaufkommen wegen überfrierender Nässe.
Der Deutsche Wetterdienst hob eine Warnung vor Glätte durch gefrierenden Regen für die Landesteile südlich von Berlin auf. Allerdings sollte man weiterhin vorsichtig sein, hieß es. In der Nacht steige die Glatteisgefahr mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und örtlichem Sprühregen wieder. Auch am Montag sei im Süden Brandenburgs stellenweise Glätte möglich.
Die Krankenhäuser in der Region sind immer noch damit beschäftigt, die Verletzten zu versorgen. Auch heute noch müssten Menschen nach Stürzen oder Unfällen operiert werden, sagte ein Sprecher der Berliner Charité. In der Nacht zu Sonntag war die Lage auf den Straßen in der Region entspannt. Wie die Polizei in Brandenburg dem rbb sagte, gab es nur wenige Glätte-Unfälle. Das sagte auch ein Mitarbeiter des Lagedienstes der Berliner Polizei dem rbb.
Allein in Berlin am Samstag Hunderte Unfälle
Vom zweiten Weihnachtsfeiertag bis Samstag hatte es drastisch mehr Verkehrsunfälle in der Region gegeben als sonst. Die Feuerwehr warnte am Samstag: "Vermeiden Sie nach Möglichkeit nicht notwendige Aufenthalte im Freien."
Allein in Berlin wurden zwischen Freitagnachmittag und Samstagmorgen der Polizei 565 Verkehrsunfälle gemeldet. Zum Vergleich: Einen Tag vorher waren bei der Polizei im gleichen Zeitraum nur 152 Unfälle gemeldet worden. Den größten Einsatz in Berlin gab es am Freitagabend in der Märkischen Allee, Ecke Bentschener Weg, als zwölf Autos ineinanderfuhren. Dort blieb es bei Blechschäden.
In Brandenburg kam es ebenfalls zu mehr Unfällen. Nach vorläufigen Angaben der Polizei wurden seit Freitagabend, 18 Uhr rund 120 Verkehrsunfälle registriert. Dabei seien 19 Menschen verletzt worden, sagte ein Sprecher. Die Zahlen seien noch nicht belastbar, eine abschließende Statistik werde erst noch erwartet. Bereits jetzt liege das Unfallgeschehen jedoch deutlich über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Feuerwehr an der Belastungsgrenze - Kliniken behandeln Sturz-Verletzungen
Die Feuerwehr hatte zusätzliche Rettungswagen im Einsatz, mehrere Rettungsstellen waren überfüllt. Im Unfallkrankenhaus Berlin beispielsweise wurden am Samstagvormittag mehr als 30 Patientinnen und Patienten behandelt, die auf glatten Straßen und Wegen gestürzt waren. Wie eine Sprecherin der rbb24 Abendschau mitteilte, mussten vor allem Brüche behandelt werden, aber auch Platzwunden sowie Schädel-Hirn-Traumata. Unter den Betroffenen seien viele Radfahrer.
Am Potsdamer Krankenhaus Ernst von Bergmann führte das Glatteis zu einem "Massenanfall von Verletzten". "In der Rettungsstelle wurden zeitweise bis zu 86 verletzte Patientinnen und Patienten versorgt", sagte eine Sprecherin des Krankenhauses. Zur Bewältigung der Lage wurden auch die Unfall- und Allgemeinchirurgie alarmiert. "Auch das Team der Kinder- und Jugendchirurgie behandelt aktuell leicht verletzte Erwachsene", sagte die Sprecherin.
Potsdamer Busverkehr zeitweise eingestellt - Leichte Verspätungen am Flughafen
Wegen der Glätte fuhren in Potsdam am Samstagmorgen und -vormittag keine Busse. Reisende am Flughafen BER mussten sich auf kleinere Verspätungen einstellen. Mehrere Pilotinnen und Piloten hätten sich dazu entschieden, vor dem Start ihre Maschine zu enteisen, was zu leichten Verzögerungen beim Abflug führte. Starke Verspätungen habe es jedoch nicht gegeben, sagte ein Flughafensprecher.
Schneeregen in der Nacht zu Dienstag möglich
Die Temperaturen am Sonntagmorgen lagen in der Region bei etwa -2 Grad. Tagsüber steigen sie bei Sonnenschein über den Gefrierpunkt, das Glatteis schmilzt. Laut Wettervorhersagen erreichen die Temperaturen am Sonntag in Berlin und Brandenburg Höchstwerte zwischen 2 und 4 Grad.
In der Nacht zu Montag soll es weitgehend niederschlagsfrei bleiben. Die Temperaturen fallen auf minus 1 bis 4 Grad. Am Montag soll dann tagsüber örtlich etwas Niesel- oder Sprühregen fallen, der am Morgen vor allem im Süden noch gefrieren und zu Glätte führen kann. Im Verlauf des Tages soll es dann häufiger ein wenig regnen, Glättegefahr besteht dann bei Plusgraden nicht mehr. In der Nacht zu Dienstag ist wiederum Schneeregen möglich - man sollte also weiter vorsichtig fahren.
Hessen: Von "Asylwende" bis "Stadtbild": 2.300 Einsendungen fürs "Unwort des Jahres 2025"

Die Suche nach dem "Unwort des Jahres 2025" läuft auf Hochtouren. Dafür hat die sprachkritische Aktion bis Weihnachten rund 2.300 Einsendungen erhalten, darunter Begriffe wie Asylwende, Drecksarbeit oder Stadtbild.
In den Begriffen, die fürs "Unwort des Jahres" vorgeschlagen werden, spiegeln sich aktuelle politische Debatten wider. Rund 2.300 solcher Vorschläge wurden bis Weihnachten eingereicht, wie die Jury der sprachkritischen Aktion jetzt mitteilte.
Eingesandt wurden zum Beispiel folgende Begriffe: Asylwende, Deal, Drecksarbeit, Sondervermögen, Zustrombegrenzungsgesetz und Stadtbild.
"Unwort des Jahres" wird im Januar verkündigt
Die Bekanntgabe des "Unworts des Jahres 2025" ist für den 13. Januar in Marburg geplant. Die Aktion macht seit 1991 auf diskriminierende und unangemessene Formen des öffentlichen Sprachgebrauchs aufmerksam.
"Ein Unwort entsteht erst im Gebrauch", betont die Sprecherin der Jury, die Marburger Linguistik-Professorin Constanze Spieß. Ein Begriff werde zum Unwort, wenn er in seiner Nutzung gegen die Prinzipien der Menschenwürde und der Demokratie verstoße, Einzelne oder Gruppen diffamiere oder diskriminiere oder wenn er euphemistisch, verschleiernd oder irreführend sei.
Häufige Themen: Migration oder Sozialpolitik
Während die Zahl der Einsendungen variiert - 2024 waren es laut Spieß 3.000, im Jahr 2019 jedoch 671 - sei bei den Themen eine gewisse Konstanz zu sehen. Eine große Rolle spielten migrations- oder sozialpolitische Debatten: Das "Unwort des Jahres 1991" lautete "ausländerfrei", 1993 war es die "Überfremdung" und 1996 die "Rentnerschwemme", gefolgt vom "Wohlstandsmüll".
Damit seien arbeitsunfähige oder arbeitsunwillige Menschen gemeint gewesen; dies entspreche aktuell dem Begriff "Totalverweigerer".
Wahl wird Anfang Januar getroffen
Anfang Januar setzt sich die unabhängige und ehrenamtlich arbeitende Jury zusammen, um die Einsendungen auf die Kriterien für das Unwort hin zu überprüfen und eine Konsensentscheidung zu finden, sagt Spieß.
Neben der Professorin gehören der Jury die Sprachwissenschaftler Kristin Kuck (Magdeburg), Martin Reisigl (Wien) und David Römer (Kassel) sowie die Journalistin und Dozentin Alexandra-Katharina Kütemeyer an. Die Jury wird in diesem Jahr durch den Journalisten, Autor und Juristen Ronen Steinke unterstützt.
Im Jahr 2024 lautete das Unwort "biodeutsch", 2023 "Remigration".
Nordrhein-Westfalen: Nebel in NRW: Deutscher Wetterdienst warnt vor Glätte

Der Deutsche Wetterdienst warnt noch bis Montag, 11 Uhr, vor Glätte in ganz Nordrhein-Westfalen.
Vor allem vom Münsterland über das östliche Ruhrgebiet bis nach Ostwestfalen-Lippe bleibt es am Abend nebelig. "Dort kann es dann stellenweise glatt werden", sagt Jörg Brunsmann aus der WDR-Wetterredaktion.
In der Nacht breitet sich der Nebel im Land aus, dann kann es auch andernorts rutschig werden. Am längsten klar bleibt es in den südlichen Landesteilen.
Morgen geht es meist dicht bewölkt oder neblig-trüb los, nur vom Rheinland bis ins Sauerland ist anfangs noch Sonne möglich. Gebietsweise fällt etwas Regen, der zu Glatteis führen kann. Gegen Mittag ist es überall grau oder neblig.
Vor allem auf Brücken und in Kurven ist Vorsicht geboten, sagt Brunsmann. "Da kühlt es schneller aus und es bilden sich eher als in anderen Bereichen Eis und Reifglätte."
Keine Starts und Landungen in Dortmund
Der Flughafen Dortmund hat wegen des Nebels für heute den Betrieb eingestellt. Rund 6.000 Passagiere sind betroffen, sagt der Betreiber. Ankommende Maschinen werden zum Flughafen Köln-Bonn umgeleitet.
Die Polizei bittet nicht nur darum, die Geschwindigkeit anzupassen, sondern auch das normale Abblendlicht einzuschalten, damit man die Fahrzeuge auch von hinten sieht. Das ginge nicht, wenn Autofahrer nur das Tageslicht einschalten.
Extreme Glätte in Ostwestfalen-Lippe
Bereits am Samstag hatte es vor allem Ostwestfalen-Lippe richtig erwischt. Mehrere Polizei-Dienststellen meldeten Unfälle auf eisglatten Straßen.
Die Polizei in Herford beispielsweise sprach am Samstagabend von einer "Großschadenslage". Die Notrufe seien stark belastet gewesen. Die Umgehungsstraße in Herford war nach einem Unfall mit mehreren Autos in Richtung Bad Salzuflen zeitweise gesperrt.
Einige Kilometer weiter, auf der B239 in Kirchlengern (Kreis Herford), gab es eine Massenkarambolage mit sieben Autos. Acht Personen wurden verletzt, eine davon schwer. Die Brücke war bis in den Abend gesperrt.
Auch in Bielefeld sowie in den Nachbarkreisen Herfords, in Sprockhövel, im Kreis Soest und im Hochsauerlandkreis kam es im Lauf des Samstags zu zahlreichen Unfällen. Meist blieb es aber bei Blechschäden.
Lage in NRW hat sich beruhigt
Vielerorts hat sich die Lage mittlerweile beruhigt. Glatt sei es an einigen Stellen immer noch, sagt die Polizei. Die Menschen hätten sich aber jetzt auf die Situation eingestellt.
Bereits in den Nächten zu Freitag und Samstag war es auf den Straßen im Westen glatt. In ganz NRW kam es auf Autobahnen und Landstraßen zu Unfällen und Staus. Mehr dazu hier:
Tipps für Autofahrer und Fahrradfahrer bei Glätte, Nebel und Schnee findet ihr hier:
Das Wetter an Silvester und Neujahr
Der Montag geht meist dicht bewölkt oder neblig-trüb los, nur vom Rheinland bis ins Sauerland ist anfangs noch Sonne möglich. Gebietsweise fällt etwas Regen, der zu Glatteis führen kann.
Am Dienstag gibt es einen Wechsel aus Sonne und Wolken, im Verlauf von Niedersachsen und den Niederlanden einzelne Schneeregen- und Schneeschauer bei minus 3 bis plus 4 Grad.
Am Mittwoch (Silvester) mehr Wolken als Sonne und gelegentlich nass, ab 400 bis 500 Metern Schnee. Dazu windig und Höchstwerte von minus 1 bis plus 6 Grad.
Am Donnerstag (Neujahr) viele Wolken, aber nur einzelne Schauer, ab 400 bis 500 Metern als Schnee. Bei minus 1 bis plus 5 Grad weiterhin windig.
Unsere Quellen:
- WDR-Wetterredaktion
- WDR-Reporter in Bielefeld
- Deutscher Wetterdienst
- Nachrichtenagentur dpa
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz: Zehn Ruderer aus Speyer kentern auf dem Rhein bei Mannheim

Zwei Ruderboote sind am Sonntag auf dem Rhein gekentert. Dabei fielen zehn Menschen ins Wasser. Sie konnten gerettet werden und kamen mit Unterkühlung in ein Krankenhaus.
Am Sonntagvormittag sind im Rhein bei Mannheim zwei Ruderboote aus Speyer gekentert. Auf Höhe der Reißinsel fielen dadurch zehn Personen in den eiskalten Fluss. Nach Angaben der Feuerwehr trugen sie alle Rettungswesten und konnten sich selbstständig an Land retten.
Mit Booten von der Reißinsel gerettet
Die Reißinsel ist ein Naturschutzgebiet und kann deshalb nicht befahren werden. Die zehn Ruderer aus Speyer wurden daher mit Booten der Feuerwehr und der Wasserschutzpolizei ins nahe gelegene Strandbad Neckarau gebracht, wo sie von Rettungskräften versorgt wurden.
Acht von ihnen wurden wegen Unterkühlung vorsichtshalber in ein Krankenhaus gebracht. Auch ein Rettungshubschrauber war im Einsatz und beobachtete das Geschehen aus der Luft.
Social-Media-Beitrag auf Instagram
Ruderclub wollte von Speyer nach Worms rudern
Nach Angaben der Polizei waren die Ruderer Teilnehmer eines Ausflugs von einem Speyerer Ruderclub und mit insgesamt vier Booten untwerwegs. 20 Teilnehmer im Alter von 55 bis 65 Jahren wollten darin von Speyer nach Worms rudern.
Saarland: Jugendhandball-Turnier in Merzig: Deutschland gewinnt zweites Gruppenspiel

Beim 37. Handball-Up in der Merziger Thiels-Park-Halle hat die DHB-Auswahl am Sonntag auch ihr zweites Gruppenspiel gewonnen. Am Abend treffen die Spieler jetzt noch auf die Saar-Auswahl.
Noch bis Montag findet in der Thielsparkhalle in Merzig wieder das internationale Jugend-Handballturnier statt. Nach Veranstalterangaben ist es die 37. Ausgabe des Turniers für Nachwuchsteams.
Erneut nehmen eine Saar-Auswahl und ein deutsches Team teil. Beide spielen in Gruppe A, der außerdem Serbien und Portugal angehören. In Gruppe B befinden sich Slowenien, Island, die Niederlande und Österreich.
Saar-Auswahl unterliegt Portugal
Das Turnier startete am Samstag mit einem deutschen Kantersieg. Das DHB-Team besiegte Serbien mit 35:21. Island setzte sich im ersten Spiel mit 29:24 gegen Slowenien durch. Österreich schlug die Niederlande mit 25:17.
Am Sonntagnachmittag gewann Titelverteidiger Deutschland auch sein zweites Gruppenspiel. Die DHB-Auswahl setzte sich mit 33:25 gegen Portugal durch – das Team, dem die Saarauswahl am Vorabend noch mit 16:27 unterlegen war. Gegen Serbien verloren die Saarländer am Sonntag mit 23:31.
Am Sonntagabend treffen Deutschland und das Saarland im letzten Gruppenspiel des Turniers direkt aufeinander. Die Halbfinal-, Final- und Platzierungsspiele finden am Montag statt.
Alle Begegnungen und Ergebnisse sind im Saartext auf Seite 217 nachzulesen. Das Turnier gilt als "kleine Europameisterschaft" im Jugendhandball.
Sachsen: Kulturjahr 2025 in Sachsen: Kulturhauptstadt, Wismut-Kunst und Mosaik-Jubiläum

Blickt man auf das Kulturjahr 2025, leuchtete da vor allem Chemnitz. Die Kulturhauptstadt Europas hat gezeigt, was Kultur als Motor für eine Region bedeuten kann. Dem gegenüber standen und stehen aber nach wie vor Kürzungen bei den Kulturausgaben. Trotz allem haben Kulturakteure den Menschen in Sachsen in diesem Jahr wieder unvergessliche Momente beschert. Eine Auswahl.
- Sächsische Ausstellungen machten 2025 u. a. von sich reden mit Meißner Porzellan und Wismut-Kunst.
- In der Musikwelt entdeckte man Bach für eine Ausgabe des Mosaik-Comics und feierte Schostakowitsch.
- Und immer wieder gab es in den Zeiten klammer Kassen Proteste gegen Einsparungen im Kulturbereich.
Mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier startete Chemnitz am 18. Januar in das für die Stadt so wichtige Kulturhauptstadtjahr. Fazit: Mehr als zwei Millionen Menschen kamen, um an den knapp 2.000 Veranstaltungen teilzunehmen. Zweifellos ein Erfolg – für die Stadt, für die Region, vor allem aber für die Chemnitzerinnen und Chemnitzer. Weshalb Christoph Dittrich, Generalintendant der Städtischen Theater Chemnitz und derjenige, der ursprünglich die Idee zur Bewerbung hatte, resümiert: "Hätsch ni gedacht!" Auf Augenhöhe in der europäischen Community drin zu stecken, sei ein beglückendes Gefühl, so Dittrich.
Wismut-Kunst in Zwickau, Kohlewelt in Oelsnitz
Ein Gefühl, das man auch in Zwickau verspürte, nachdem mehr als 15.000 Gäste die "Sonnensucher"-Ausstellung mit Werken aus der Kunstsammlung der Wismut gesehen hatten. Genauso im erzgebirgischen Oelsnitz, als nach jahrelangem Umbau endlich die neue "Kohlewelt", ein modernes Museum zum Steinkohlebergbau, eröffnet werden konnte.
Aber auch anderorts gab es Grund zu feiern – in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zum Beispiel den 70. Geburtstag des südafrikanischen Künstlers William Kentridge. Unter dem Titel "Listen to the Echo" wurden ihm gleich drei Ausstellungen gewidmet. Und zum Auftakt im September gab es in Dresden eine performative Prozession entlang des Fürstenzugs, dem sich weit über 1.000 Menschen anschlossen.
Neuer Generaldirektor für Kunstsammlungen Dresden
Nachdem sich Marion Ackermann zu Beginn des Jahres 2025 nach Berlin verabschiedet hatte, wurde Bernd Ebert neuer Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und wirbt für "Die blauen Schwerter – Meißen in der DDR". Den Zuspruch für die Ausstellung erklärte er mit der Anbindung an die eigene Historie, der Anbindung an die historischen Sammlungen in Dresden. Genau das würde das Publikum im Freistaat erwarten, so Ebert.
70 Jahre Mosaik, 100 Jahre Hannes Hegen
Zwei eng miteinander verwobene Jahrestage blitzten 2025 immer wieder auf. Zum einen war das der 100. Geburtstag des Grafikers und Comiczeichners Hannes Hegen, zum anderen das 70. Jubiläum der von ihm gegründeten Mosaik-Zeitschrift. Mit einer Inszenierung brachte man in Dresden im Theater am Wettiner Platz die Abenteuer von Dig, Dag und Digedag zu Ehren ihres Schöpfers auf die Bühne.
Im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig wiederum beschäftigte sich eine Sonderschau mit dem nach wie vor anhaltenden Mythos des DDR-Comics. Und schließlich entdeckte auch die Neue Bachgesellschaft das Mosaik für sich und regte eine Sonderausgabe an, in der die Abrafaxe – die Nachfolger der Digedags – dem Komponisten Johann Sebastian Bach eine Woche lang über die Schulter schauten.
Bach und Schostakowitsch in Leipzig
Mit der Mosaik-Sonderausgabe wolle man auch junge Menschen begeistern, führt Peter Wollny, der Direktor des Bacharchivs, aus. Denn immerhin feierte die Bachgesellschaft in diesem Jahr ihren 125. Geburtstag.
Musikalisch widmete man sich in Leipzig in diesem Jahr auch Dmitri Schostakowitsch. Das Gewandhaus richtete ihm im Mai anlässlich seines 50. Todestages eine umfassende Werkschau aus. Ein zweiwöchiges Festival, bei dem Weltklasse-Musikerinnen und -Musiker die gesamte Bandbreite des russischen Komponisten boten: von den Sinfonien über Kammermusik bis hin zur Oper.
Proteste gegen Kürzungen im Doppelhaushalt
Musiziert wurde zur gleichen Zeit aber auch vor dem Sächsischen Landtag in Dresden. Vertreterinnen und Vertreter der Theater und Orchester machten dort ihrem Ärger über die geplanten Kürzungen im Doppelhaushalt 2025/26 Luft. Am Ende ging es glimpflich aus für die Kultur, viele der befürchteten Einschnitte konnten abgewendet werden. Daniel Morgenroth, Intendant des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz/Zittau und Vorsitzender des Sächsischen Bühnenvereins, sagte damals, es sei wie "Warten auf Godot". Schon vor zwei Jahren gab es ein Rettungspaket – und jetzt wieder. Das zermürbe die Menschen auf Dauer, so Morgenroth.
Eine dauerhafte Lösung ist aber nach wie vor nicht in Sicht. Auch nicht im kürzlich präsentierten Evaluierungsbericht zum sächsischen Kulturraumgesetz, das die Kulturförderung im Freistaat regelt. Vielmehr liest sich dieser Bericht wie eine neuerliche Absage an eine Dynamisierung der Mittel und mehr Geld für die Kultur. Bleibt zu hoffen, dass die viel beschworene Vielfalt sächsischer Kultur bei den allerorts klammen Kassen künftig nicht auf der Strecke bleibt.
Hamburg: Wetterdienst warnt erneut vor Glätte auf Hamburgs Straßen

In Hamburg ist es seit gestern Abend stellenweise wieder glatt - zum zweiten Mal infolge. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte eine Glätte-Warnung herausgegeben. Für einige Bezirke gilt sie bis Montagvormittag.
Es war die zweite Glatteis-Nacht in Hamburg, in der der Winterdienst der Stadtreinigung ausrücken musste. Insgesamt 150 Einsatzkräfte und -Fahrzeuge waren unterwegs, um die wichtigsten Straßen, Radwege und Busbuchten zu streuen, sagte Sprecherin Anna-Maria Jeske zu NDR 90,3. "Der Einsatz hat bis heute Morgen um 8 Uhr angedauert. Er war nötig, weil durch den Regen vom Vortag die Böden sehr nass waren und die Temperaturen in der vergangenen Nacht wieder unter den Gefrierpunkt gesunken sind." Der DWD hatte am Sonntagnachmittag erneut eine Glätte-Warnung herausgegeben. Sie gilt für fast ganz Hamburg bis Montagvormittag.
Mann bricht auf Außenalster ein
Trotz teils glatter Stellen auf manchen Straßen war die Eisdecke auf der Alster aber noch sehr dünn. Deshalb brach auch an der Außenalster in der Hohenfelder Bucht Sonntagfrüh ein Mann ins eiskalte Wasser ein. In dem Becken am Hamburger Kanu Club wollte er bei minus zwei Grad testen, ob die Eisdecke schon trägt. Ein Jogger bemerkte das und zog den Mann aus dem Wasser. Der Rettungsdienst brachte ihn ins Krankenhaus.
Plötzliche Glätte am Freitagabend
Bereits am Freitagabend hatte plötzliche Glätte Fußgänger, Rad- und Autofahrer überrascht. Der Winterdienst der Stadtreinigung war von Freitagabend bis Samstagvormittag mit rund 50 Fahrzeugen im Einsatz, um zu streuen. Vor allem auf Hauptstraßen, Brücken und an Bushaltestellen. Außerdem waren 80 weitere Kräfte zu Fuß unterwegs, ebenfalls um zu streuen. Der Einsatz dauerte bis zum späten Samstagvormittag. Dann entspannte sich die Lage. Unterdessen war die Hamburger Feuerwehr seit dem Abend zuvor zu rund 90 glättebedingten Einsätzen ausgerückt.
Zwei Unfälle auf der A25
Wegen der Glätte kam es zu Stürzen von Passantinnen und Passanten, außerdem gab es Autounfälle. Ein besonders schwererer Unfall wurde von der Polizei am Freitagabend auf der A25 Höhe Curslack gemeldet. Dort waren demnach beim Bremsen zwei Autos zusammengestoßen und in die Leitplanke gerutscht. Vier Personen wurden leicht verletzt. Laut Polizei ereignete sich kurz danach auf der A25 ein weiterer Unfall, bei dem zwei Menschen leicht verletzt wurden. Die Autobahn war wegen der Unfälle zwischen Geesthacht und Curslack rund zweieinhalb Stunden gesperrt.
Winterdienstzentrale seit September besetzt
Seit Ende September ist die Winterdienstzentrale der Hamburger Stadtreinigung bereits besetzt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben seitdem Abläufe geübt und zum Beispiel Räumschilde an die Fahrzeuge montiert. Auch die Kies- und Salzsilos sind laut Stadtreinigung gut gefüllt.
Streumaterial und Salzlösung
Tonnenweise Streumaterial und Hunderttausende Liter Salzlösung warten demnach auf ihren Einsatz. Zusätzlich gibt es Anlagen, die bei Bedarf pro Stunde über 7.000 Liter Salzlösung produzieren können. Hunderte Einsatzkräfte stehen bereit, um bei Winterwetter Hamburgs Straßen zu räumen und zu streuen. Bei einer entsprechenden Wetterprognose löst die Stadtreinigung eine Rufbereitschaft für sie aus. Sie sichern auch viele Radwege und Tausende Bushaltestellen und Fußgängerüberwege. Auf den Gehwegen müssen die Anliegerinnen und Anlieger Schnee und Eis aber selbst entfernen. Dabei darf kein Salz verwendet werden - nur Sand oder Granulat. Schnee muss dabei sofort nach Ende des Schneefalls beseitigt werden. Bei Glätte muss sofort gestreut werden.
Mecklenburg-Vorpommern: Günstige Butter: Milchbauern in MV in Sorge

Die Preise für Milchprodukte sind massiv gesunken. Kurz vor Weihnachten kostete im Discounter ein Stück Butter 99 Cent. Was die Bauern in MV ärgert, lässt Verbraucher vermutlich aufatmen. Viele müssen sich laut einer Umfrage wegen hoher Lebensmittelpreise beim Einkaufen einschränken.
Ein Stück Butter kostete Mitte Dezember noch 2,50 Euro im Supermarkt, dann sank der Preis im Discounter auf 99 Cent. Die Landwirte bekamen für ihre Milch plötzlich ein Drittel weniger als vorher. Bei den Milchbauern der Agrargenossenschaft in Lindenberg bei Stavenhagen herrscht deshalb Existenzangst. Sie bekommen momentan 37 Cent für den Liter. Da sei es derzeit günstiger die Milch an die Kälber zu verfüttern, statt denen Milchpulver zu geben. Nach eigenen Angaben macht der Betrieb momentan täglich 1300 Euro Verlust. Trotzdem müsse der Alltag unverändert weitergehen, sagte Geschäftsführer Matthias Franke. Die Kosten nehmen nicht ab, trotz der Verluste durch den Preissturz.
Marktmacht der Discounter und Supermärkte
Grund für den Preissturz soll ein Konkurrenzkampf zweier großer Supermarktketten bei den Milch- und Butterpreisen kurz vor Weihnachten sein. Diese Monopolwirtschaft sei trotz großer Bedenken zugelassen worden, kritisiert Karsten Trunk, Präsident des Bauernverbandes MV. "Hier hat die Politik sicherlich in der Vergangenheit Wege verschlafen, dafür zu sorgen, dass solche Monopole nicht entstehen." Damit sei die Stellung der Landwirtschaft deutlich geschwächt, so Trunk.
Lebensmittelpreise: 35 Prozent gestiegen seit 2020
Was die Bauern in MV ärgert, lässt Verbraucher vermutlich kurz aufatmen. In einer Umfrage für den Bundesverband der Verbraucherzentralen gaben 45 Prozent der Befragten an, sich beim Einkaufen einschränken zu müssen. Vor einem Jahr hatten dies noch 39 Prozent der Befragten von sich selbst gesagt. Das betreffe vor allem Menschen mit geringem Einkommen. Laut Verbandschefin Ramona Pop seien die Lebensmittelpreise seit 2020 um mehr als 35 Prozent gestiegen. "Die hohen Preise lassen sich nicht allein durch gestiegene Produktionskosten erklären", sagte Pop. Sie fordert, dass die Bundesregierung genauer schaut, an welcher Stelle die Preise steigen, vom Bauernhof bis zum Supermarkt.
Niedersachsen: Letzte Abfahrt: Schluss für legale Downhill-Trails im Deister

Am Sonntag haben sich rund 400 Mountainbiker vom Verein Deisterfreunde zur letzten Fahrt im Deister getroffen: Ab Januar ist Schluss für die drei Downhill-Strecken. Der Streit ums Biken wird intensiv geführt - zuletzt auch mit Fäusten.
Der Verein betreibt im Deister drei legale Donwhill-Strecken. Deren Genehmigung läuft zum Jahreswechsel aus. Die Strecken liegen laut Region Hannover im Landschaftsschutzgebiet Norddeister. Die Strecken seien im Rahmen eines Pilotprojekts lediglich temporär freigegeben worden. Damit sollte getestet werden, ob illegale Fahrten durch die legalen Trails verringert werden können.
Region Hannover: Trails "teilweise massiv" erweitert
Laut Region hat sich gezeigt, dass dies nicht der Fall ist und die Trails zudem starke Auswirkungen auf die Natur hätten. Es seien zusätzliche Hindernisse auf den Trails gebaut worden, die nicht zugelassen waren, außerdem seien die Trails "teilweise massiv" erweitert worden. Unter den derzeitigen Voraussetzungen könne es deshalb in den Schutzgebieten des Deisters keine derartigen Strecken mehr geben. Stattdessen solle ein "naturverträgliches Singletrail-Netz" aufgebaut werden.
Neues Konzept geplant
Der Umweltdezernent der Region Hannover, Jens Palandt, erklärte, man habe verhindern wollen, dass es zur jetzigen Situation komme, in der es nun vorübergehend kein legales Mountainbike-Angebot abseits der Forstwege gebe. Deshalb habe es einen Austausch unter anderem mit Sportbünden gegeben. "Leider sind die Deisterfreunde im Juli für uns überraschend aus den bis dahin konstruktiven Gesprächen ausgestiegen", so Palandt. Nun solle ein neues Konzept in Kooperation mit den Deisterkommunen und den Niedersächsischen Landesforsten erarbeitet werden.
Verein: Legale Strecken erfüllen ihren Zweck
An der letzten Fahrt der Deisterfreunde nahmen am Sonntag rund 350 Erwachsen und etwa 50 Kinder teil. Der Verein wollte noch einmal zeigen, weshalb legale Mountainbike-Strecken im Deister aus seiner Sicht so wichtig sind. Zum einen brauche es die Trails, damit die Kinder in der Region Mountainbiken lernen können. Darüber hinaus teilt der Verein die Einschätzung der Region zum Effekt der Trails nicht. Laut dem Vorsitzenden Mark Wolf hat sich gezeigt, dass die legalen Strecken Menschen dazu bringen, sich an die Regeln zu halten. Dass dies nicht selbstverständlich ist, wurde zuletzt am ersten Advent deutlich. Dabei kam es zu Handgreiflichkeiten, als Mountainbiker erwischt wurden, wie sie eine illegale Strecke gebaut haben.
Eingänge gesperrt
Die Schließung der Trails zum Jahreswechsel soll laut Region kenntlich gemacht werden, indem Schilder abgebaut und Sperrungen an den Eingängen aufgebaut werden. Da die Trails im Landeswald liegen, sind für die Überwachung die Landesforsten zuständig, heißt es von der Region. Die Deisterfreunde haben derweil gegen die Entscheidung der Region beim Verwaltungsgericht Hannover Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz gestellt. Das soll nun prüfen, ob das Vorgehen korrekt war. Außerden sei am 16. Januar ein weiteres Gespräch mit der Unteren Naturschutzbehörde geplant.
Schleswig-Holstein: Feuerwehr löscht brennenden Schuppen in Böningstedt
Laut Feuerwehr brach der Brand gegen kurz nach 14 Uhr in einem Schuppen aus und griff auf das Gebäude über.
Ein Feuer in einem leerstehenden Gebäude hat am Sonntagnachmittag für einen größeren Feuerwehreinsatz in Bönningstedt (Kreis Pinneberg) gesorgt. Laut Feuerwehr brach der Brand gegen kurz nach 14 Uhr in einem Schuppen aus und griff auf das Gebäude über. Etwa 30 Einsatzkräfte waren in der Spitze vor Ort. Verletzt wurde niemand. Die Bundesstraße 4 war am Nachmittag wegen des Einsatzes gesperrt. Die Brandursache ist laut Polizei noch unklar.

